Das letzte Jahr hat uns gelehrt, was hohe Dynamik wirklich bedeutet. Gewissheiten haben sich aufgelöst und unsere europäische Sicht der Welt hat sich gewandelt. Innerhalb eines Jahres sind Themen wie Geostrategie, Energieknappheit und Ressourcenverfügbarkeit in eine breite gesellschaftliche Debatte gerutscht. Hinter diesen Diskussionen steht aus unserer Sicht oft der Wunsch nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit, die wir seit Mitte der 90er Jahre stets nur im globalen Kontext gedacht haben. Wir sehen jedoch, dass mehr als 70 Jahre alte Bündnisse innerhalb weniger Monate zerbrechen können, sodass wir uns bei aller Globalisierung wieder mehr auf die eigenen Stärken und den Ausbau unserer Fähigkeiten stützen müssen. Die notwendige technologische Souveränität kann aber nur aus einem festen europäischen Handeln heraus entstehen. Diese Aufgabe gilt nicht nur für die Politik, sondern vor allem auch für die Wissenschaft.

Seit vielen Jahren adressiert das Internationale Dresdner Leichtbausymposium die Aspekte der Rohstoffversorgung und Ressourceneffizienz und den hiermit verwobenen Themen der Kreislaufwirtschaft und des Recyclings. Die Aufgaben sind nicht neu, sie stehen nun aber in einem neuen Kontext. Leichtbau ermöglicht auch weiterhin den Umbau unserer sozialen Marktwirtschaft hin zu einem ökologisch vertretbaren Wachstumsmodell. Die veränderten Rahmenbedingungen, etwa hinsichtlich der Absicherung der Energieversorgung, wirken aus unserer Sicht wie ein Katalysator, so wird dem Systemleichtbau nun die Rolle zuerkannt, die ihm seit jeher innewohnte.

Vor dem betrachteten Hintergrund wollen wir in diesem Jahr die Auswirkungen dieser tektonischen Verschiebungen auf die Wissenschaft und Wirtschaft untersuchen und die Antwort der europäischen Leichtbau-Community auf die durchbrochenen Leitplanken diskutieren. Dabei werden Aspekte neuer, klimagerechter Werkstoffe gleichberechtig mit Ihren Anwendungen vom Schienen- über den Straßen- und Wasser- bis hin zum Luftverkehr erörtert. Wir wollen die Frage der unsteten Energieverfügbarkeit durch Antworten neuer Prozess- und Verfahrenstechnik beleuchten, die wir brauchen, um Leichtbaustrukturen auch zukünftig seriengerecht zu fertigen.

Nutzen Sie die Gelegenheit und nehmen Sie an einem regen Austausch hochkarätiger Vertreter:innen aus Wissenschaft und Industrie sowie Politik und Gesellschaft teil, wenn sich die Wegbereiter:innen des europäischen Leichtbaus zum 26. Mal in Dresden treffen.